Geschichte
Geschichte
Die Entstehung der Kirchgemeinde Melchnau
Im Vergleich zu manchen Nachbargemeinden blickt die Kirchgemeinde Melchnau nicht auf eine über tausendjährige Geschichte zurück. Ihre Anfänge reichen in die Zeit kurz vor der Reformation: Zwischen 1508 und 1510 wurde an der heutigen Stelle die erste Kirche gebaut – unterstützt durch die Stadt Bern. Zwei Jahrhunderte später, 1708 bis 1710, entstand der heutige Kirchenbau.
Bis zur Reformation gehörte Melchnau zum weitläufigen Pfarrsprengel Grossdietwil, der auch Altbüron, Fischbach, Gondiswil, Reisiswil und Busswil umfasste. Einen gewissen Ersatz bot in Melchnau damals die Burgkapelle auf dem Schlossberg – bis diese allmählich verfiel.
Als Bern 1443 einen Teil der Herrschaft Grünenberg übernahm und später ganz in Besitz nahm, änderten sich die Verhältnisse. Melchnau erhielt schrittweise mehr Eigenständigkeit und begann mit dem Bau einer eigenen Kirche. Zur Zeit der Reformation war der Weg zur eigenen Kirchgemeinde geebnet. Bis heute gehören Melchnau, Gondiswil, Busswil und Reisiswil zur Kirchgemeinde.
Die Kirche Melchnau – ein Predigtsaal mit Geschichte
Die heutige Kirche zeigt sich weitgehend in der Gestalt, wie sie Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut wurde. Bei der Renovation 1993/94 wurde bewusst kein historischer Zustand rekonstruiert, aber das Raumgefühl eines barocken bernischen Predigtsaals wiederhergestellt.
Ein besonderes Schmuckstück ist die Orgel, die bereits 1837 eingebaut wurde. Ihr Gehäuse war 1955 stark verändert worden, doch bei der Renovation wurde es wieder in die ursprüngliche Form zurückgeführt – seither zeigt sich die Orgel wieder im Glanz ihrer historischen Prospektgestaltung.
Quelle: Melchnau auf dem Weg – Jubiläumsbuch „900 Jahre Melchnau“ (2000)
Kirche Gondiswil – ein Ort des Glaubens im Dorfzentrum
Bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg feierten die Menschen in Gondiswil ihre Gottesdienste in der Kirche Melchnau. Erst zwischen 1917 und 1919 wurde im damaligen Mehrzweckgebäude in Gondiswil ein eigener Predigtsaal eingerichtet – ein einfacher, stimmungsvoller Raum, der bis heute von der Kirchgemeinde genutzt wird und von der Einwohnergemeinde gemietet ist.
Das Gebäude ist im neubarocken Heimatstil erbaut und besticht durch seine schlichte, klare Architektur. Der Predigtsaal selbst wird geprägt durch eine elegante seitliche Bogenempore, die dem Raum eine besondere Akustik und Atmosphäre verleiht.
Vor dem Gebäude steht eine kleine Glocke, gegossen bereits 1752 von Jakob Kuhn – ein stilles Zeugnis der langen kirchlichen Tradition im Dorf.
Im Lauf der Zeit entwickelte sich auch das kirchliche Leben vor Ort weiter: 1943 wurde in Gondiswil eine Hilfspfarrstelle eingerichtet, 1959 dann ein eigenes Pfarramt – Ausdruck des wachsenden kirchlichen Selbstverständnisses der Gemeinde. Heute finden abwechselnd im Kirchenlokal Gondiswil und in der Kirche Melchnau Gottesdienste an den Sonntagen statt.

